Im Oktober 2016 kam meine Tochter mit einem außergewöhlichen Wunsch :
"Ich möchte gerne einen Leopard-Gecko!"
Einen... WAAAAASS???? Leopard??? Wir verbanden damals mit diesem Wort nur "Panzer", "Raubtier", "Großkatze" - also alles in allem nix Gutes!
Sie zeigte uns dann Bilder von Tieren und ich war gleich hin und weg von diesen.
So fand ich online dann sogar gleich zwei süße Tiere in unserer Nähe - sogar mit Terrarium.

Wir machten uns am 04.11.2016 auf den Weg um die beiden Tiere und das Terrarium abzuholen. Die Vorbesitzerin, eine 16-jährige Schülerin, war nicht anwesend gewesen. Nur der Vater, aber der konnte uns keinerlei Informationen über die beiden Leopardgecko`s geben. Er wusste nur, dass sie ca. 4 Jahre alt sein sollten. Schon unser erster Blick in das Terrarium war ernüchternd gewesen. Da waren zwei kleine Tiere zu sehen, die von einer Vielzahl von toten und lebenden Futtertieren (Heimchen) umgeben waren. Ein Anblick des Grauens eigentlich. Wir nahmen auch viele Kotstücke wahr. Die Einrichtung bestand nur aus zwei Höhlen, ein Korkstück, eine Wasserschale und eine kleine Calciumschale. Wir nahmen es einfach so mit, zusammen mit den beiden Tieren.

Als wir daheim ankamen war die Euphorie aber doch groß über die beiden Zwerge.
Zwei gelb-braune "Dinger" mit vier Füßen und einem langen Schwanz in einer Glaskiste. Sehen aus wie Mikro-Krokodile... oder Salamander... oder... na, egal.
Meine Tochter hatte auch schon gleich Namen für die Beiden: Pina und Hugo.
Ich schaute Sie nur verdutzt an und fragte sie, wie sie auf diese Namen kam.
"Na... Hugo - wie der Sekt! Und Pina - wie Pina Colada!" war ihre Antwort.
Ok, wir lassen es mal so stehen - sie war damals halt im besten "Party-Alter", als sie die Namen vergab. Das Terrarium erhielt seinen Platz bei meiner Tochter im Wohnbereich.

"Wir müssen erst einmal das Terrarium neu herrichten!" 

Wir sammelten erst einmal die noch lebenden Heimchen ein. Dann siebten wir den losen Sand durch, um den Kot und all die toten Tiere heraus zu pieken. Man, hat das gestaubt. Da wir zu diesem Zeitpunkt noch keine weitere Dekoration hatten, kamen die zwei Höhlen und die zwei Schalen erst einmal wieder hinein. Es war bereits Samstagnachmittag und wir mussten uns erst einmal "schlau" machen, wo wir vor Ort weitere Dekorationen für ein Terrarium kaufen konnten. So waren wir den darauf folgenden Montag zum ersten mal bei "Megazoo". Dort waren wir erstaunt wie viel es gab für ein Terrarium. Nach einer kurzen Beratung verließen wir um einiges später mit vollen Taschen und leerem Portemonnaie  wieder den Laden. In den Tüten befanden sich jetzt eine neue Wetbox, ein Klotz Kokoshumus, eine Korkröhre, zwei neue Höhlen, größere Steine, Schieferplatten, eine Wasserschale, grüne Dekoration, ein Beutel Höhlensand von Trixi, eine kleine Aquariumrückwandfolie und neue Futtertiere (kleine Grillen und kleine Heuschrecken). Nun konnten wir daheim das Terrarium neu einrichten. Meine Tochter und ich gingen mit vollem Elan zu Werke. Der neue Höhlensand kam einfach auf den losen Sand und wurde festgedrückt. Schnell war auch die Einrichtung beendet und so konnten Pina und Hugo nach kurzer Zeit in ihr neu gestaltetes Terrarium wieder hinein gesetzt werden. Es war wundervoll den Beiden bei ihrer Erkundung zuzusehen. Sie tapsten die ganze Zeit umher und wir hatten das Gefühl, dass wir für die Zwei ein "Paradies" erschaffen hatten. 

Seit Pina und Hugo zu uns gekommen sind, habe ich mich etwas mit Leopardgecko`s beschäftigt und mich belesen. Oh Gott, überall steht - ein Männchen sollte mindestens zwei Mädchen haben. Hm, jetzt begann die Suche nach einem weiteren Mädchen.
Sie war schnell gefunden und am 17.11.2016 zog Gecko Nummer drei bei uns ein.
Ein recht "pralles" Weibchen mit dem Namen GLORIA.
Komischerweise bekam sie keinen Alki-Namen...
Gloria war um einiges größer und "dicker" als die anderen Beiden, doch ansonsten fiel uns kein Unterschied zu Pina und Hugo auf. 

Doch als Gloria dann in das vorhandene Terrarium mit einzog bemerkten wir mit der Zeit recht schnell, dass etwas mit Pina und Hugo "nicht stimmte". Gloria wuselte stets umher und war aufgeweckt, vor allem wenn es um Futter ging. Das Füttern erwies sich ja bis dahin schon als täglicher Kampf. Beide Kleinen nahmen so gut wie nie etwas an Futter zu sich. Hugo war ab und zu bei Gloria zu sehen, wobei Pina sich mehr und mehr zurück zog. Manchmal lagen sie auch oft nur teilnahmslos in Ihrer Höhle.

Wir haben bereits Dezember 2016. So telefonierte ich das erste Mal mit der Tierärztlichen Hochschule in Hannover. Am 09.12.2016 fuhren mein Mann und ich zur TiHo, alle drei Leopardgecko`s im "Gepäck" und einige Kotstücke, die zum Test verwendet werden sollten. 

Die Ergebnisse der Kotteste gaben uns schon den ersten Dämpfer. Pina und Hugo waren beide hochgradig mit Oxyuren befallen - Gloria nur gering. Weitere Untersuchungen ergaben, dass die gesundheitlichen Zustände von den beiden Kleinen mehr als besorgniserregend waren, Gloria aber topfit und agil war. Hugo wog nur 36g und war zudem unterernährt und litt an Calciummangel. Pina hingegen war gesundheitlich dem Tod schon näher als dem Leben. Sie wog gerade mal 25g und war sehr unterernährt, auch wies sie schwere Rachitis an den Füßen und Maul auf. Pina war auch schon zu sehr geschwächt um selbst fressen zu können.

Zusammen mit dem Ärzteteam begann nun vornehmlich die Behandlung von Pina und Hugo. Mit Unmengen an fertigen Spritzen mit Zwangsnahrung (Korvimin und Bioserin), Panacur (Wurmmittel) und Calcium fuhren wir heim.  

 Meine Tochter war sehr geschockt über Unseren Bericht zu den Lieblingen. Für uns begann ein Kampf um diese beiden kleinen Wesen, denn sie hatten schon ihren Platz in unseren Herzen gefunden.

Daheim angekommen mussten wir zunächst das Terrarium als Quarantänestation einrichten. Davon wussten wir ja auch nichts! Alles an Deko und Höhlen kam heraus und das komplette Terrarium wurde desinfiziert. Dies war leider nötig, denn wir mussten eine Reinfektion verhindern. Nur die Wetbox blieb im Terrarium, in der wir alle 2-3 Tage den feuchten Kokoshumus wechseln sollten.

Dann bastelten wir gemeinsam unzählige "Häuschen" aus Karton (wir kamen uns vor wie im Kindergarten mit der Aktion *lach*), so das wir jeden Tag alles komplett neu einrichten konnten. Das hieß, Zewa auf dem Boden wechseln, Wasserwechsel, alle Papp-Häuschen, die als Verstecke dienten, austauschen und aller 2-3 Tage das Kokoshumus aus der Wetbox austauschen. Zusätzlich bekamen wir eine UV-Lampe von den Ärzten mit. Diese wurde einmal am Tag für ca. 10 Minuten dazu geschaltet, um die Rachitis bei Pina zu behandeln.  

Und was bei der Ärztin so einfach aussah, stellte uns zu Hause vor ein großes Problem. Das Händeln mit den beiden Kleinen war ein wahrer Kampf. Pina, wie auch Hugo, zappelten beim hoch nehmen wie wild. Es fiel uns schwer sie zu halten oder gar zu "bändigen. Wenn wir es endlich geschafft haben, dass sie ruhig in der Hand hielten, kam das nächste Problem auf uns zu. Beide wollten einfach nicht das Mäulchen öffnen, wenn man die Reflexzone berührte.  

Wir haben immer zu zweit versucht sie zum Öffnen des Mauls zu bewegen. Einer hielt das kleine Wesen fest, der andere stupste, rieb oder streichelte am Unterkiefer entlang und war "bewaffnet" mit der ersten Spritze. Erst als sie uns immer "anfauchten" , vor Wut und Stress,  bekamen wir Nahrung und Medikamente in sie hinein. Hätten wir damals schon gewusst, dass wir es auch tröpfchenweise verabreichen können, wäre es um einiges stressfreier gewesen.  

Dabei wird dem Gecko nämlich die Spritze einfach ans Maul gehalten und ein Tropfen Medikament langsam darauf getröpfelt. Meist schleckt das Tier es gleich ab und so kann "nachgetröpfelt" werden, bis die richtige Menge verabreicht ist.

Ab und an schafften wir es, dass beide Kleinen eine Mini-Heuschrecke mit Bestäubung (Calcium) per Pinzette nahmen. Leider hatte Pina in den ersten Wochen große Probleme ihr Futter mit dem Maul zu halten, da dieses durch die Rachitis sehr weich war. Aber es wurde von Woche zu Woche besser. Mit Gloria war die Behandlung einfacher: sie bekam nur Panacur (Wurmmittel) und fraß ja selbstständig.  

Es dauerte bis zu fünf Wochen, wovon wir jede Woche einmal vorstellig mit den Kleinen in der Klinik waren, bis uns Anfang Januar 2017 mitgeteilt wurde, dass Pina und Hugo den Kampf ums Überleben gewonnen haben. Sie waren endlich frei von Oxyuren und nahmen langsam zu. Nun konnten wir uns Gedanken machen, wie wir die Krankenstation wieder in ein bewohnbares Terrarium verwandeln. Die Höhlen und Dekorationen, die wir vor der Quarantäne im Terrarium hatten, wurden alle in den letzten Wochen abgekocht oder abgebacken im Ofen. Nun hatte mein Mann die Aufgabe, auch eine Klettermöglichkeit zu finden, um den Drei`n etwas mehr Abwechslung im Terrarium zu bieten.

Bereits am 10.01.2017 war es dann soweit. Sie konnten nun gemeinsam ins neu gestaltete Terrarium einziehen. Mein Mann hatte sogar eine fertige Kunststoff-Rückwand im Felsendesign zum Klettern gefunden, welche wir sogar mit kleinen angeklebten Korkstücken verziert hatten. An den Terrarien-Seitenwänden kamen Korkplatten dazu.

Pina nahm weiter langsam, aber stetig zu. Ihre Rachitis am Maul war "ausgeheilt", wobei Ihre Fußstellungen vorn wohl so bleiben würden leider. Doch sie zeigte jetzt ihre Leidenschaft zum Klettern. Nichts war ihr zu hoch und wir staunten nahezu täglich über das kleine Mädchen.

Hugo wurde jetzt auch immer "lebendiger" und erkundete mit Neugier das neue Heim. Doch er blieb schreckhaft und hielt vom Klettern gar nichts. Er bewegte sich die meiste Zeit lieber am Boden.

Gloria hingegen liebte es zu klettern und zu erkunden. Oft lag sie aber auch einfach nur faul auf dem Boden herum und schlief.

Manchmal fand man auch alle Drei gemeinsam in der Wetbox wieder.  

Im März 2017 haben wir auf Anraten der TiHo Hugo von den beiden Weibchen getrennt und er bezog sein Erstes eigenes Terrarium, welches bei uns im Wohnzimmer seinen Platz fand. Pina blieb vorerst mit Gloria zusammen weiter im Wohnbereich meiner Tochter. Doch leider entwickelte sich Gloria zu einer dominanten Dame mit Futterneid. Auch Ihre Größe gegenüber Pina spielte immer mehr eine Rolle. Die bevorstehende erste Winterruhe 2017 stand an und so kamen sie schon getrennt in ihre Quarantäneboxen, um ihre Ruhezeit allein zu halten.
So kam es, dass aus einem Terrarium anfangs schon drei wurden im Januar 2018. Pina kam jetzt auch zu uns ins Wohnzimmer, wo sie sich zusammen mit Hugo ein großes Doppel-Terrarium teilte. Gloria blieb bei meiner Tochter in Ihrem Wohnbereich. Noch "gehörten" alle drei Leopardgecko`s meiner Tochter, auch wenn ich mich nun mehr um die beiden Kleinen kümmerte.

So verliefen unsere ersten Wochen und Monate 2016/2017 als neue Halter von Leopardgecko`s. 

Hier noch einmal zum Abschluss ein paar Bilder, wie die ersten Wochen und Monate für unsere Lieblinge verliefen. Leider gibt es aus dieser Zeit nur sehr weniger Bilder von ihnen.

Aber die nächsten Jahre sollten trotzdem nicht einfach werden für uns und auch für unsere Lieblinge.

Denn erst im Jahr 2020 konnte ich wertvolle Tips für Pina, und ganz speziell für Hugo, über Facebook erhalten. Dort fand ich einige Gruppen, die sich nur mit Leopardgecko`s beschäftigen und konnte mich dort mehr über diese Wesen informieren. Ich fand in diesen Gruppen auch einige sehr nette Züchterinnen, mit denen ich viele "lehrreiche" Gespräche im Chat führen durfte.

Manchmal ist es nur eine "kleine" Veränderung - aber mit großer Wirkung für die Lieblinge.
Unermesslichen Dank dafür gebührt auf Ewig Nadine Haupenthal.

Nun konnten wir um Einiges optimistischer in die Zukunft blicken.

Wie ist der Stand heute ?  

Wenn wir ehrlich sind, haben wir sehr viele Anfängerfehler begangen. Sei es bei der Durchführung der Quarantäne von Leopardgecko`s, deren grundlegende Haltung an sich, wie auch bei der Einrichtung eines Terrariums. Wir wussten auch damals nicht, dass feuchter Höhlensand erst durch trocken muss im Terrarium, bevor man Tiere hinein setzt. Somit war durch unseren Fehler die Luftfeuchtigkeit für mehrere Tage zu hoch gewesen. Zu unserem Glück, haben dadurch unsere kleinen Lieblinge keine Lungenentzündung bekommen. Wir hätten Gloria, aus heutiger Sicht, nicht unbedingt dazu holen müssen, aber wäre uns dann rechtzeitig der wahre "Zustand" von Pina und Hugo aufgefallen? Rückwirkend war es mit der Anwesenheit von Gloria zu verdanken, dass wir rechtzeitig handeln konnten. 

Aber man lernt Schritt für Schritt dazu. Wenn man gewillt ist, Veränderungen zuzulassen und auch umzusetzen, dann kann sich alles nur zum positiven entwickeln. Wir haben sehr viel in den letzten Jahren verändert und unsere Lieblinge (mittlerweile sind es sieben Leopardgecko`s!) danken es uns jeden Tag. 

Zum Einen bekam jedes Tier sein eigenes Terrarium, welches im Laufe der Jahre immer mehr auf das spezielle Bedürfniss des jeweiligen Bewohners angepasst wurde. Ebenso hat jeder auch seine eigene Futterpinzette und eigenen Wetbox-Pinsel (zum Abkehren des heraus geworfenen Kokoshumus) am Terrarium hängen. Auch hat jeder Leopardgecko bei uns seine eigene Quarantänebox mit Einrichtung. Die Supplementierung der Futtertiere wurde auch komplett umgestellt und nun abwechselnd bei Fütterungen verabreicht.

Warum ist Gloria nicht bei den "Drunken Geckos" ?

Im September 2020 zog meine Tochter bei uns aus und nahm Ihre "Königin Glo(ria)" mit. Auf die Bitte meiner Tochter gingen Pina und Hugo nun in unseren "Besitz" über. Es war für uns selbst verständlich, denn abgeben der Beiden war für uns keine Option, dafür hatten wir schon zu viel mit ihnen durchgemacht. Pina und Hugo bekamen daraufhin ein "Wohnrecht auf Lebenszeit" bei uns.

Erst am 16. November 2020 wurde bei Facebook die Seite für unsere Lieblinge eröffnet.